
Mittwoch, 10. September 2025 | Das große Trainer-Interview vor dem ersten DEL-Spiel mit Oliver David
Oliver David: „Wir spielen für euch und wollen euch stolz machen“Das große Trainer-Interview vor dem ersten DEL-Spiel// INTERVIEWAm Freitag ist es so weit: Wir starten mit dem Auswärtsspiel gegen die Kölner Haie in die DEL-Saison 2025/26. Vor dem ersten Puckdrop haben wir mit unserem Coach Oliver David über sein Debüt, die bisherige Entwicklung und seine Philosophie gesprochen.Oliver, unser letztes großes Interview war Ende April, als wir dich als neuen Trainer vorgestellt haben. Damals hast du noch in Salzburg gewohnt und kanntest München nur als Tourist. Hast du dich mittlerweile eingelebt?
Oliver David: „Ehrlich gesagt: Nein. (lacht). Ich glaube so richtig können wir als Familie noch gar nicht angekommen sein. Wir sind im Juli nach München gezogen, nachdem das Schuljahr für meine Kinder vorbei war. Nächste Woche geht es wieder los. Und das ist ein großer Teil der Erfahrung, wenn man außerhalb seiner Heimat lebt. Um sich angekommen zu fühlen, braucht es diese Routine – und erst, wenn meine ganze Familie sich angekommen fühlt, kann auch ich das. Aber es gefällt uns bisher sehr gut in München und im Club fühle ich mich ohnehin schon angekommen und gut aufgenommen.“
Hattest du denn in den vergangenen Wochen trotz der Pre-Season die Gelegenheit, die Stadt kennenzulernen?
David: „Ich hatte noch nicht wirklich die Zeit, viel zu entdecken. Für einen Eishockey-Trainer, gerade in einem neuen Club, gibt es eigentlich keine freien Tage. Zumindest sehe ich das so. Aber wenn es geht, gucke ich mir viel mit meiner Familie an, wie zum Beispiel das deutsche Museum. München macht es einem dank Tram, Bus und U-Bahn auch echt einfach.“
Also haben sich noch keine Lieblingsecken oder Geheimtipps herauskristallisiert?
David: „Es ist lustig, dass du über ‚Hidden Gems‘ (dt. versteckte Juwelen) sprichst. In Kalifornien ist es den Leuten sehr wichtig, Geheimtipps in ihrer Stadt zu haben, die man mit Freunden und Familie teilen kann. Deshalb bin ich eigentlich immer auf der Suche nach einem tollen Mexikaner oder tollen Cafés. Also: wenn jemand Tipps hat – ich freue mich (lacht).“
Im Club bist du dagegen schon gut angekommen. Wie sieht es mit der Mannschaft aus? Wir haben elf neue Spieler, für dich sind mit Ausnahme unserer Neuzugänge aus Salzburg sogar alle neu. Hat die Pre-Season euch allen Möglichkeiten geboten, zusammenzuwachsen?
David: „Unser Teambuilding bisher war – für die kurze Zeit, die wir zusammen hatten – schon sehr gut. Wir hatten ein gemeinsames Wochenende abseits des Eises und die Stimmung im Team ist allgemein hervorragend. Wir sind an einen Punkt gelangt, an dem wir uns besser kennen und die Spieler auch unsere Spielphilosophie angenommen haben und verstehen.“
Wie wichtig ist das für dich?
David: „Es braucht Zusammenhalt, wenn man eine Idee gemeinsam umsetzen und erfolgreich sein will. Wir haben den Spielern in den letzten Wochen auch den Glauben in das, was wir machen, gegeben. Du entscheidest dich jeden Tag aufs Neue, mit welcher Einstellung du Dinge angehst. Und wir wollen den Glauben und das Meisterschafts-Mindset jeden Tag von den Spielern sehen. Das hat in der Pre-Season gut funktioniert.“

Können du und das gesamte Trainerteam dahingehend unterstützen, oder muss das eine intrinsische Motivation der Spieler sein?
David: „Wir Coaches sind sogar dafür verantwortlich, das Schiff auf dem Kurs zu halten. Wir müssen sicherstellen, dass die Spieler den Glauben an unsere Vision nicht verlieren. Erst wenn das funktioniert, können wir in die Detailarbeit gehen. System, Reihen, Taktiken, Spielzüge – das alles bringt dir ohne die Grundlage dafür nichts. Und das sind Glaube, Meisterschafts-Mindset und Zusammenhalt.“
Bei deinem Antritt hast du angekündigt, dass du einen Spielstil etablieren willst, der „bullish“ ist. Aggressiv, temporeich und angriffslustig, waren damals Teile deiner Beschreibung. Hast du das von den Jungs in der Vorbereitung schon gesehen?
David: „In der Vorbereitung gab es sehr gute Beispiele dafür, wie wir spielen wollen. Viele Szenen, in denen wir unseren Red Bulls Hockeystyle gesehen haben. Wir haben aber auch genug Beispiele, in denen das nicht der Fall war. Und das ist mindestens genauso wichtig in der Pre-Season. Es zeigt, was schon funktioniert, woran wir arbeiten müssen und welche Ideen wir doch nicht umsetzen werden. Wir wollen klares und simples Eishockey spielen. Aber: Simpel heißt nicht einfach. Unser Style erfordert eine ausgeprägte Fitness und einen kompetitiven Ehrgeiz.“
Was genau meinst du damit, wie übersetzt sich das auf das Spielgeschehen?
David: „Wir wollen Führungen nicht nur verwalten. Wir müssen unser Spiel machen und das ist nicht einfach, auch wenn es sich simpel anhört. Alle Spieler auf dem Eis müssen synchron arbeiten, wie ein Vogelschwarm, der die Flugrichtung zeitgleich ändert. Und in vielen genannten Punkten haben wir im Laufe der Vorbereitung bereits eine gute Entwicklung gesehen.“
In den bislang sieben Spielen hast du viel Variation in die Reihen gebracht. Haben sich bereits einige Konstellationen gefunden, die Bestand haben werden?
David: „Dass wir die Reihen bis zum Ende der Vorbereitung in Teilen rotiert haben, liegt auch daran, dass wir einen breiten Kader haben. Wenn alle fit sind, kann nicht jeder spielen. Deshalb geht es auch darum, immer die bestmöglichen Kombinationen an Spielern zu haben, die dabei sind. Das kann entsprechend variieren. Es wird ein oder zwei Reihen geben, die fest und komplett eingespielt sind, blind die Bewegungen des anderen kennen. Aber wir werden Variationen anbieten und auch anbieten müssen.“
Also sind zumindest einige Reihen, die wir jüngst gesehen haben, schon gesetzt?
David: „Wenn wir uns die Reihen angucken, fehlt noch ein Spieler: Chris DeSousa. Ich konnte ihn außerhalb des Trainings bislang nur im Fernsehen sehen. Aber gemessen an dem, was ich gesehen habe und seiner Historie im Club und der DEL, bin ich mir darüber im Klaren, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler für uns sein kann. Es wird spannend, wie wir diesen X-Faktor in unsere Reihen integrieren und mit wem er am besten harmonieren wird.“
Am Freitag kommt es dann endlich zu deinem ersten Spiel als DEL-Trainer. Es geht zum Vizemeister nach Köln. Kein einfacher Auftakt.
David: „Es sind noch zwei Tage. Der Druck wächst bestimmt noch, aber aktuell spüre ich vor allem Vorfreude auf den Saisonstart. Es geht nur darum, dass wir unser Spiel machen und uns die Chance verdienen, zu gewinnen. Dann spielt es keine Rolle, dass Köln letztes Jahr Vizemeister geworden ist oder wir vor über 18.000 Zuschauern spielen.“
Es geht wieder los!
Also gibt es auch keinen Gegner, der dir lieber gewesen wäre?
David: „Es gibt in der DEL keine einfachen Gegner. Wir sind ein Team, vor dem man Respekt hat. Keiner spielt unvorbereitet gegen uns – das Gegenteil ist der Fall. Deshalb ist Köln ein gutes erstes Spiel, auf das ich mich freue.“
Und am Sonntag geht es dann im SAP Garden weiter. Bislang kennst du das Eis dort nur als Besucher oder aus den Trainingssessions der letzten zwei Wochen.
David: „Ich kann es kaum erwarten, auf der Bank zu stehen und zu wissen: Meine ganze Familie ist da. Wir haben hart gearbeitet und ich freue mich, wenn es losgeht. Vor allem auf die Heimspiele, vor unseren Fans. Sie können sich sicher sein, dass die Spieler es spüren, wenn die Arena hinter ihnen steht. Je mehr, desto besser für uns. Und diese Unterstützung will das ganze Team sich verdienen.“
Hast du dir für die kommenden Spiele ein paar Ziele gesteckt, wie weit das Team zu welchem Zeitpunkt sein soll?
David: „Der Fokus liegt auf der täglichen Arbeit. ‚Day to day is the way’ wird oft als Phrase abgetan, aber so ist es im Sport und als Trainer nun mal. Natürlich haben wir langfristige Ziele, aber es geht darum, die Details jeden Tag wahrzunehmen. Das sind die Dinge, die den Unterschied ausmachen können. Und nicht, immer nur auf das große Ganze zu gucken.“
Jetzt hast du Gelegenheit, dich vor deinem Debüt noch einmal direkt an die Fans zu wenden. Möchtest du noch etwas loswerden?
David: „Ich weiß, was ihr von uns erwartet. Und ich verspreche euch, wir arbeiten jeden Tag hart daran. Wir haben elf neue Spieler und auch ich bin neu im Club. Wir müssen noch gemeinsame Erfahrungen als Team sammeln. Wir werden aber immer Fortschritte machen, uns weiterentwickeln und euch zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Betrachtet man Tag eins der Vorbereitung, ist uns das bis zu diesem Zeitpunkt auch schon gelungen. Wir spielen für euch, wollen euch stolz machen und haben das gleiche Ziel, wie ihr: Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“

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