Eine schrecklich musikalische Familie: Ben Smith im persönlichen Interview
Samstag, 04. März 2023 | EHC Red Bull München: Ben Smith im privaten Interview
Eine schrecklich musikalische Familie: Ben Smith im persönlichen Interview// INTERVIEWBen Smith hat sich mit den besten Spielern der Welt gemessen, so gut wie alles gewonnen. Er trägt die DNA eines Champions. Und doch meidet der gebürtige US-Amerikaner das Rampenlicht.
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Auswärtsspiel bei den Bietigheim Steelers am Valentinstag. Die Red Bulls zeigen einen dominanten Auftritt, setzen sich mit 5:1 beim Tabellenschlusslicht durch. Der überragende Akteur auf dem Eis war Smith, der seinen ersten Dreierpack im Trikot der Red Bulls erzielte. Und trotzdem verlor der 34-Jährige am Mikrofon von MagentaSport im Anschluss kein einziges Wort über seine persönliche Leistung.
Im großen Interview geht es einzig und allein um ihn. Smith spricht unter anderem über vier wichtige Tore, musikalische Talente und zufällige Begegnungen, die sein Leben geprägt haben.
Ben, jeder Eishockeyspieler träumt davon, eines Tages den Stanley Cup in die Höhe zu stemmen. Für die meisten bleibt es ein Traum, du hast den wichtigsten Titel im Eishockey bereits im dritten Jahr deiner Profikarriere gewonnen. Wie hat sich das angefühlt?
Smith: „Es ist natürlich eine schöne Sache, wenn man in seinem Spielerprofil den Stanley Cup sieht. In der Saison habe ich aber lediglich ein Spiel in der Hauptrunde und eins in den Playoffs gemacht. Deshalb hat sich ein Teil von mir damals nicht wie ein Champion gefühlt. Im Laufe meiner Karriere habe ich viel über das Siegen gelernt und realisiert, dass es auf jeden einzelnen Spieler im Team ankommt. So nichtig seine Rolle auch zu sein scheint.“
Die Liste mit deinen Erfolgen (NCAA-Titel, Stanley Cup, Calder Cup, WM-Bronze, DEL-Meisterschaft) ist beeindruckend. Wird die Freude über einen Titel irgendwann weniger?
„Absolut nicht. Wenn du neun Monate lang mit einer eingeschworenen Truppe auf ein Ziel hinarbeitest und dann Arm in Arm mit deinen Jungs auf der Bank die letzten Sekunden im entscheidenden Spiel herunterzählst… Das Gefühl ist jedes einzelne Mal unbeschreiblich gewesen.“
Jeder hat bekanntlich mal klein angefangen. Wie bist du eigentlich zum Eishockey gekommen?
„Ich bin in Winston-Salem (North Carolina) geboren und mit meiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Avon (Connecticut) gezogen. Dort hat alles mit den Hartford Whalers (inzwischen Carolina Hurricanes) angefangen. Die Whalers haben in meiner Heimatstadt trainiert. Mein Vater hatte mit Eishockey eigentlich gar nichts am Hut, ist dann aber irgendwann auf die Idee gekommen, sich mit einem Nachbar eine Dauerkarte für die Spiele im Civic Center zu holen. Die Begeisterung hat sich auf die gesamte Familie übertragen.“
Und dann ging es für dich selbst aufs Eis…
„Genau, ich habe mit meinen drei Brüdern angefangen, sie haben aber nicht länger als ein paar Jahre gespielt. Bei mir sind es inzwischen um die 30 Jahre (lacht). Sie haben zwar alle einen anderen Pfad eingeschlagen, sind aber nach wie vor große Fans.“
In welcher Branche sind deine Brüder unterwegs?
„Lass mich mit meinem ältesten Bruder James anfangen. Er ist professioneller Oboist und hat tatsächlich sogar in Leipzig studiert. Er spricht perfektes Deutsch und liebt Deutschland. Es gibt niemanden, der mich häufiger besuchen kommt. James ist in der gesamten Welt unterwegs und unterrichtet an zwei Musikschulen in der Nähe von New York. Musik und Sport sind auf den ersten Blick ziemlich verschieden, doch es gibt so viele Gemeinsamkeiten. Du probst die gesamte Zeit und wenn du dann auf der Bühne stehst, musst du auf den Punkt da sein. Der zweitälteste Bruder Chris lebt in Virginia und besitzt dort eine Brauerei. Mein jüngerer Bruder William hat eine Non-Profit-Organisation namens LEAD gegründet, die unter anderem Fußballschulen in Liberia und Marokko aufgebaut hat.“
Ihr seid also in der ganzen Welt verstreut. Wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen?
„Das ist gar nicht mal so lange her, etwa ein halbes Jahr. Wir haben zwar alle einen vollen Terminkalender, doch im Sommer nehmen wir uns immer eine Woche für den Smith Familienurlaub. In diesem Jahr werden es 14 Personen sein: Meine Eltern, ihre vier Söhne mit Frauen und vier Kindern.“
Du wirst mit deiner Frau Millie und deinen beiden Kindern Austin und Riley dabei sein. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
„Wir waren gemeinsam auf dem Boston College, hatten aber nicht wirklich viel miteinander zu tun. Das hat sich bei einem Klassentreffen nach fünf Jahren geändert. Es war ein riesiges Event. Wir standen bei einem Trinkspiel zufälligerweise nebeneinander, haben uns auf Anhieb richtig gut verstanden und Nummern ausgetauscht. Als ich dann von Chicago nach San José getradet wurde, habe ich geschaut, wen ich in der Umgebung kenne. Nicht so viele, wie ich bemerkt habe, doch Millie hat zu der Zeit in San Francisco gelebt. Ich habe mich ins Auto gesetzt und bin die Stunde dorthin gefahren. Wir haben uns in der Bar ‚The Bell Tower‘ auf einen Drink getroffen und so hat alles begonnen.“
Dein Vater ist Amerikaner mit italienischen Wurzeln, deine Mutter ist in Kanada geboren und in Großbritannien aufgewachsen. Wie haben sie eigentlich zueinander gefunden?
„Durch die Musik. Mein Onkel Peter Oundjian ist ein international bekannter Dirigent. Er hat für viele Jahre das Toronto Symphony Orchestra geleitet und ist sogar der Grund dafür, dass sich meine Eltern kennengelernt haben. Meine Mutter und mein Vater haben zur gleichen Zeit in Paris studiert. Peter und mein Vater kannten sich noch aus der Juilliard Music School in New York und er hat sie dann verkuppelt.“
Spielst du auch ein Instrument?
„Leider nicht mehr. Als Kind habe ich Trompete gespielt und mich auch ab und zu an der Gitarre versucht. Beim Eishockey habe ich mir dann aber eines Tages den Finger gebrochen. Den kann ich seither nicht mehr richtig anwinkeln, weshalb es mit den Instrumenten etwas schwierig ist. Dafür habe ich in der Highschool aber noch im Chor gesungen.“
Du bist ein echter Leader, gibst also ab und zu auch mal den Ton an und gehst stets mit einem guten Beispiel voran. Ist das immer schon so gewesen?
„Nein, es gab einen gewissen Moment, der einiges geändert hat. Da müsste ich sieben Jahre alt gewesen sein. Ich habe in einem Spiel vier Tore geschossen. Am nächsten Tag meinte ein Mitspieler in der Kabine stolz: ‚Ich habe gestern zwei Tore geschossen.‘ Und ich nur so: ‚Oh, wirklich? Ich habe vier geschossen.‘ Den ernsten Blick von meinem Vater werde ich niemals vergessen. Er ist mit mir aus der Kabine gegangen und hat mir gesagt, dass ich bescheiden sein soll. Es war eine wichtige Lektion. Egal wie gut oder schlecht ein Spiel für dich gelaufen ist: Sei demütig und arbeite weiter hart an dir. Das habe ich mein ganzes Leben lang beibehalten.“ 
Hast du noch andere Situationen im Kopf, deren Wert du erst im Nachhinein erkannt hast?
„Oh ja. Ich hatte in meiner Karriere grundsätzlich ein großes Glück mit meinen Trainern. Ken Dixon zum Beispiel hat mich für vier, fünf Jahre in meiner Kindheit trainiert. Er hat einen Weg gefunden, uns durch das Eishockey so viele wichtige Dinge über das Leben zu vermitteln. Es ging nicht immer nur um den Sport, sondern auch um uns als Menschen. In einem Sommer meinte er mal zu mir: ‚Du spielst nächste Saison in der Defensive.‘ Und das habe ich dann auch. Er wollte, dass ich das Spiel aus einer anderen Perspektive kennenlerne. Das weiß ich jetzt auch. Damals war meine erste Reaktion: ‚Ich bin kein Verteidiger, ich will Tore schießen.‘“
Tore, Tore, Tore! Top-Highlights von Ben Smith
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