„Das ist für mich die Identität des Clubs“
Montag, 28. April 2025 | EHC Red Bull München Trainer Oliver David im ersten Interview
„Das ist für mich die Identität des Clubs“Trainer Oliver David im ersten Interview// INTERVIEWSeit vergangenem Samstag ist Oliver David der neue Trainer des EHC Red Bull München. Im ersten Interview spricht der 46-Jährige unter anderem über seine Spielphilosophie, das Kennenlernen mit der Mannschaft und seine neue Heimat München.
Herzlich willkommen in München, Oliver. Wie ist dein erster Eindruck von der Stadt?
Oliver David: „Ich habe bereits vor 25 Jahren für eine Saison in der Nähe von München gewohnt. Besser habe ich die Stadt aber erst letztes Jahr kennengelernt, als wir zum Geburtstag meiner Frau Denee drei Tage hier waren. Wir haben uns das Deutsche Museum, die BMW-Welt und den Englischen Garten mit unserem Sohn Oden und unserer Tochter Denver angeschaut. Das klassische Touri-Programm (lacht).”
Was sagt deine Familie zum Umzug nach München?
David: „Wir haben uns in Salzburg sehr wohlgefühlt. Die Stadt ist familienfreundlich, sauber, sicher und wunderschön. Aber: Jeder einzelne, mit dem ich bisher gesprochen habe, hat München genau so beschrieben. Nur, dass die Stadt noch größer und spannender sei. Das macht es deutlich einfacher. Ich muss meine Kinder allerdings noch ein wenig überzeugen. Für die beiden ist es ein großer Schritt, die Schule zu wechseln und von den Freunden wegzuziehen. Ich sag ihnen immer, dass München auch für sie aufregend wird und dass wir Salzburg jederzeit besuchen können.“
Hattest du schon Gelegenheit, dir den SAP Garden etwas genauer anzuschauen?
David: „Die Fans und ich haben etwas gemeinsam: Wir haben den SAP Garden alle zum ersten Mal beim Grand Opening gegen die Buffalo Sabres als Zuschauer erlebt. Diese Erfahrung teilen wir also schon mal.“
Oliver David
Und wie war die Erfahrung für dich?
David: „Ich war überwältigt. In den USA haben auch die College-Clubs schöne, große Arenen und ich war bereits in sehr vielen NHL-Stadien. Ich finde, der SAP Garden kommt da nicht nur nah dran, sondern ist eine der besten Arenen, in denen ich weltweit bisher zu Gast sein durfte. Die Nähe der Ränge zum Eis, der Umlauf, die technischen Möglichkeiten, die Architektur und natürlich die Einrichtungen für die Spieler – alles ist auf dem höchsten Standard. Ich freue mich darauf, diese Kulisse jede Woche zu erleben. Aber viel wichtiger ist, dass wir vor dieser Kulisse auch performen.“
Hattest du bereits ersten Kontakt zu deinen neuen Spielern?
David: „Mein erstes Gespräch hatte ich mit Patrick Hager. Ich habe direkt verstanden, warum er der Kapitän der Mannschaft ist. Wie er über Eishockey spricht, wie er arbeitet und arbeiten möchte, sein Ehrgeiz und seine Bestimmtheit – ich glaube jeder, der ihn so kennengelernt hat, sieht in ihm sofort den geborenen Leader. Das Gespräch hat mich mit einem sehr guten und sicheren Gefühl zurückgelassen.“
Und der Rest der Mannschaft?
David: „Wir hatten am Sonntag ein digitales Mannschaftstreffen. Ich habe mich vorgestellt und die Gelegenheit genutzt, den Spielern meine Idee von Eishockey und der kommenden Zusammenarbeit zu vermitteln. Wir haben über den ‚Red Bull Way‘ gesprochen und was ich von jedem einzelnen erwarte.“
Wie sieht dieser Weg, diese Club-Identität für dich aus?
David: „Ich beschreibe es immer als ‚Bullish‘. Ein Bulle ist stark und schreckt vor keiner Herausforderung zurück. Auch, wenn die Situation aussichtslos erscheint, bleibt er aggressiv und greift immer noch an. Er ist immer nach vorne gebeugt. Das ist für mich die Identität des Clubs und der gesamten Organisation. Für mich erzeugt das schon ein klares Bild davon, wie wir spielen wollen. Ich hoffe, man versteht mich (lacht).“
Der Grundgedanke wird klar. Beschreibe doch mal, wie sich das Ganze spielerisch auf dem Eis für dich im Einzelnen darstellt.
David: „Es gibt für mich eine klare Spielidee, ein Grundsystem, das Don Jackson schon in seiner ersten Amtszeit in München etabliert hat. Wir wollen auf diesem Konzept aufbauen und es mit unseren Ideen und Vorstellungen, die dazu passen, weiterentwickeln. Unsere Spieler sollen damit wachsen und ihre individuellen Stärken einbringen. Wir wollen konstruktives und klares Eishockey spielen. Es geht immer darum, Lösungen zu finden oder zu kreieren. Dabei dürfen die Kreativität und Freiheit, die definitiv Teil des Konzeptes ist, nie verloren gehen.“
Oliver David
Was muss ein Spieler auf dem Eis machen, um dich von sich zu überzeugen und dich zu begeistern?
David: „Ich bin großer Fan von Spielern, die sich der Mannschaft unterordnen. Spieler, die nicht für sich arbeiten, sondern für das Team. Ich versuche diese Einstellung vorzuleben: Es geht nicht darum, was ich will, sondern was wir brauchen. Was das Team auch von mir braucht. Das heißt für mich, auch Offensivspieler nehmen nicht immer den schönen, aber riskanten Pass. Sie werfen sich in Schüsse und arbeiten mit nach hinten. Der Erfolg als Team muss wichtiger sein, als die eigene Performance.“
Was für ein Typ bist du hinter der Bande und im Umgang mit den Spielern? Ruhig und analytisch oder laut und emotional?
David: „Ich möchte Beständigkeit und Ruhe in meiner Kommunikation und mit meinem Auftreten ausstrahlen. Das gibt den Spielern Selbstvertrauen. Sie müssen sich gut vorbereitet fühlen, den Matchplan verstehen und diesem vertrauen. Wenn ich jedes Mal zum Ausdruck bringen würde, dass ich eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchmache, geht die Sicherheit verloren. Was nicht heißt, dass ich nicht auch emotional werden kann.“
Noch ist es eine ganze Weile bis Saisonstart. Wie sieht dein Fahrplan für den Sommer aus?
David: „Viele der Jungs sind noch bei der Nationalmannschaft oder im Urlaub. Aber es gibt im Laufe des Sommers verschiedene Trainingsgruppen. Ich werde viel Zeit in München verbringen und direkt mit den Vorbereitungen auf die Saison beginnen. Während der Weltmeisterschaft will ich mir auch einige Deutschland-Spiele in Schweden und Dänemark anschauen. Für mich ist es wichtig, jetzt so viele Leute aus dem Club persönlich kennenzulernen, wie möglich. Ich will gleich anfangen zu arbeiten und hier an meine erfolgreiche Zeit in Salzburg anknüpfen.“
Oliver David wird Trainer bei Red Bull München
Oliver David wird Trainer bei Red Bull München// PERSONAL
„Es wird eine geile Zeit!“
„Es wird eine geile Zeit!“// INTERVIEW
„Wird bestimmt etwas komisch – aber auch viel Spaß machen“
„Wird bestimmt etwas komisch – aber auch viel Spaß machen“// INTERVIEW