
Freitag, 07. November 2025 |
EHC Red Bull Münchens Goalie Antoine Bibeau im Porträt
Bereits bei seinem ersten Einsatz im Münchner Trikot am 19. Oktober konnte Antoine Bibeau zeigen, was ihn besonders auszeichnet. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit hielt unser Goalie den 2:1-Heimsieg gegen die Dresdner Eislöwen fest. „Ich bin sicher kein Showman“, bestätigt er selbst. „Ich denke vielmehr, dass ich eher eine ruhige Präsenz im Tor habe. Außerdem denke ich, dass ich das Spiel ganz gut lesen kann“, schätzt Bibeau seinen Torhüterstil selbst ein.
Und noch etwas ist auf Anhieb unschwer zu erkennen: Seine Körpergröße von 1,91 Metern. Damit deckt er ohnehin einen großen Teil des Tores ab. „Ich nutze meine Größe, so gut ich kann. Ich weiß, dass das eine meiner Stärken ist“, betont der 31-Jährige.
Episode 12 - „Wer bist denn du?“ mit Antoine Bibeau
// INTERVIEW
Über Routinen und Detailarbeit
Das Vorurteil, dass Eishockey-Torhüter im Vergleich zu Feldspielern immer auch ein bisschen „speziell“ sind, bestätigt Bibeau indes nicht. „Ich habe nichts Verrücktes an mir“, sagt er lachend. Allerdings helfen ihm feste Routinen bei der täglichen Arbeit. „Ich ziehe mich immer zur selben Zeit um, erwärme mich auf dem Fahrrad und tape meinen Schläger. Mit dieser Routine fühle ich mich wohl und sie entspannt mich“, beschreibt Bibeau seinen stets identischen Ablauf an Spieltagen. „Das hilft mir vor allem, wenn ich mal besonders angespannt bin.“
Auch in entscheidenden Situationen auf dem Eis, etwa in der Verlängerung oder vor einem Penalty, baut Bibeau auf Kleinigkeiten. „Das Wichtigste ist dann, nicht zu viel darüber nachzudenken. Man konzentriert sich dann auf kleine Details und nicht auf Dinge, die man nicht kontrollieren kann“, beschreibt er.
Das Los eines Keepers
Sowieso stehen Torhüter während einer Partie besonders im Blickpunkt, was oft Fluch und Segen zugleich ist. Dies weiß auch der Linksfänger, der in seiner Karriere bereits in fünf verschiedenen Ländern spielte. „In gewisser Weise können wir am Ende des Tages den Ausgang eines Spiels kontrollieren. Wenn man einen schlechten Tag hat, spiegelt sich das am Ergebnis wider. Aber das gilt auch dann, wenn man einen besonders guten Tag hat. Auf dieser Position hat man also viel Druck“, beschreibt er. Das Gute und gleichzeitig weniger Gute am Job eines Goalies liegt damit nahe beieinander.

Antoine Bibeau bei seinem Debüt für die Red Bulls
NHL-Premiere für Toronto
Jedenfalls fährt Bibeau mit seiner Arbeitsweise und Einstellung außerordentlich gut, schließlich schaffte es der Kanadier bis in die beste Liga der Welt. Damit erfüllte sich ein Traum und nicht umsonst sieht er sein erstes NHL-Spiel für die Toronto Maple Leafs, die ihn 2013 in der sechsten Runde auch drafteten, als bislang größten Erfolg seiner Karriere.
Er erinnert sich an den Dezember 2016: „Das war natürlich sehr besonders, jedes Kind träumt davon. Man arbeitet so hart, um das zu schaffen. Meine Familie war extra für das Spiel in der Halle, was es noch viel besonderer macht.“ Danach kam noch ein weiterer NHL-Einsatz für Toronto dazu, außerdem zwei für die Colorado Avalanche. Den Großteil seiner Laufbahn in Nordamerika verbrachte Bibeau aber in der AHL.
Schweden, Finnland und nun Deutschland
Im Sommer 2023 entschied sich der Familienvater jedoch für den Sprung nach Europa und wechselte zu AIK Stockholm nach Schweden. Von dort aus führte die Reise ein Jahr später zu KooKoo Kouvola in Finnlands Top-Liga, wo Bibeau überzeugte. „Es war damals schon eine Umstellung von Nordamerika nach Europa zu kommen, hier sind viele Sachen anders“, sagt er rückblickend.
Allerdings half ihm diese Tatsache nun auch dabei, sich schneller in München einzuleben. „Die Fans hier während eines Spiels sind unglaublich und die Menschen sind sehr freundlich“, schwärmt er. „Bis jetzt ist es großartig hier“.
Aufgewachsen unter freiem Himmel und viel Schnee
Dabei hat die bayerische Landeshauptstadt mit seiner ursprünglichen Heimat nicht allzu viel gemeinsam. Denn Bibeau stammt aus Victoriaville in Quebec, dem französischsprachigen Teil Kanadas, der vor allem für die Montreal Canadiens bekannt ist. „Dort liegt im Winter viel Schnee und es ist sehr kalt“, lacht er. „Ich habe es genossen, dort aufzuwachsen.“ Zudem ist die Region für viele zugefrorene Seen und für Eisflächen unter freiem Himmel bekannt. Eishockeyherz, was willst du mehr?

So ist es nicht überraschend, dass Bibeau mit dem Sport schon als Kind in Berührung kam. „Ich habe erst ein Jahr als Stürmer gespielt, dann bin ich ins Tor gewechselt. Das hat gut geklappt und gefiel mir, also bin ich dabei geblieben und von da an ging es los“, blickt er zurück.
Der Traum einer Rückkehr
Nur die so ruhmreiche Zeit der Quebec Nordiques, die 1995 nach Colorado umzogen, erlebte er nicht mit. Schließlich war er damals erst ein Jahr alt. „Aber ich weiß, welche Bedeutung sie für Quebec und allgemein für Kanada hatten. Wir hoffen darauf, dass sie eines Tages zurückkommen. Es gibt eine wirklich schöne Halle in Quebec City, die nur auf die Nordiques wartet“, betont er. Träumen darf ja erlaubt sein!
Fan von Olympia, Drake und Beyoncé
Privat ist Bibeau übrigens ein echter Familienmensch. Klar, dass die Geburt seines Sohnes der bisher bedeutendste Moment in seinem Leben war. Und in einigen Wochen wird er dann auch zum zweiten Mal Vater. Bleibt dann bei all dem Trubel doch mal etwas Zeit für Ruhe und Entspannung, freut er sich bereits auf die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo.
„Ich schaue gerne Olympia. Auch das 4 Nations Face-Off (ein Turnier mit Kanada, den USA, Schweden und Finnland) war sehr cool und war bereits eine Art Vorschau, was uns dann erwarten wird“, sagte er. Denn: Bei dem Highlight im kommenden Februar sind wieder NHL-Spieler dabei und damit auch alle Superstars dieser Welt.
Und auch an der Musikwelt hat Bibeau Interesse. Zwar weniger als Sänger, dafür aber als Besucher. „Ich war schon bei einem Live-Konzert von Drake im Kalifornien und Beyonce habe ich in Toronto gesehen“, erzählt er. Gut möglich, dass wir unsere Nummer 30 also auch mal bei einem Event in München antreffen.

Mit Video
Jetzt neu: Mitgliedschaft in der Red Bulls CheckerBande bis 17 Jahre möglich// AKTUELLES

Mit Galerie
Tobias Rieder sagt Deutschland Cup ab// AKTUELLES

Mit Video
Sechs Punkte, zwei Shutouts, Ehliz-Jubiläum: Red Bulls feiern erfolgreiches Wochenende// AKTUELLES