
Dienstag, 26. August 2025 | EHC Red Bull München: „Wer bist denn du?“ mit Gabriel Fontaine - Spielerporträt
Zwischen Literatur, elektronischer Musik und Reisen: Das ist Gabriel Fontaine„Wer bist denn du?” – die Porträt-Serie der Red Bulls// PORTRÄTIn unserer Reihe „Wer bist denn du?“ geht es mit Gabriel Fontaine weiter. Der Kanadier, der Europa in den vergangenen Jahren lieben gerlernt hat, spricht über interessante Hobbys, einen Besuch im Berghain und einen besonderen Blackout.Auf Auswärtstrips oder in der Freizeit zocken Eishockeyprofis oft an der Playstation oder einer anderen Spielkonsole. Fontaine hingegen greift privat auch gerne einfach mal zu einem guten Buch. „Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Tout le bleu du ciel“ (dt. „All das Blaue vom Himmel“) gelesen. Ich will nicht zu viel von der Story verraten, aber das Buch öffnet einem in gewisser Weise die Augen“, berichtet der 28-Jährige.
Auch Musik steht bei ihm hoch im Kurs und auch hier hat Fontaine eine aktuelle Empfehlung. „Ich war in der Sommerpause in Montreal und dort war zu der Zeit auch ein deutscher Künstler: Marlon Hoffstadt. Ich war auf einem seiner Konzerte, es war super“, so der Kanadier. Zur Einordung: Der DJ stammt aus Berlin und produziert elektronische Musik – Fontaines bevorzugtes Genre, um sich vor einem Spiel in Stimmung zu bringen.
Während seiner Zeit in Berlin konnte sich unser Neuzugang von den Eisbären auch einen Besuch im Berghain, einem sagenumwobenen Technoclub mit weltweiter Bekanntheit. Er lacht: „Was für eine Erfahrung! Ich bin nicht sicher, ob ich nochmal hingehen würde. Aber ich würde jedem empfehlen, das einmal auszuprobieren.“ Aber: Auch Songs von Sido stehen in seiner Playlist weit oben, obwohl er nicht alle Texte des Berliner Rappers versteht.
Fontaine will weiter scoren
Stichwort Berlin, die Bundeshauptstadt ist ohnehin ein Thema. Schließlich wechselte unsere neue Nummer 97 in der Sommerpause von dort aus zu den Red Bulls. Der Angreifer spielte jüngst die beste Saison seiner Karriere, 49 Punkte (22 Tore) gelangen ihm im Profibereich zuvor nicht. Somit war er maßgeblich am Berliner Meistertitel beteiligt. Diesen Wert will er nun in München bestätigen. „Ich hatte offensiv ein gutes Jahr. Dasselbe erwarte ich von mir auch in dieser Saison“, so der Linksschütze.
Fontaine selber sieht sich als 2-Wege-Stürmer, der an beiden Enden der Eisfläche aktiv ist. „Ich kann Center oder auf den Flügeln spielen und denke, dass ich auch verantwortungsbewusst in der Defensive bin. Ich versuche einfach, meinem Team beim Gewinnen zu helfen“, erklärt er.
Episode 7 - „Wer bist denn du?“ mit Gabriel Fontaine
// PORTRÄT
NHL-Draft sorgte für „Blackout“
Schließlich sind Siege und Triumphe für jeden Sportler noch immer das Allergrößte. „Die Meisterschaft mit Berlin war schon ziemlich cool“, blickt Fontaine auf sein erstes Jahr in Deutschland zurück. Außerdem nennt der Offensivspieler noch zwei weitere Highlights in seiner Laufbahn. Zum einen gewann er 2016 mit den Rouyn-Noranda Huskies die QMJHL, eine der drei kanadischen Top-Juniorenligen. Für den Memorial Cup, die offizielle Juniorenmeisterschaft im Mutterland des Eishockeys, reichte es anschließend aber nicht. „Im Finale haben wir leider in der Overtime gegen die London Knights mit Mitch Marner, Evan Bouchard und Matthew Tkachuk verloren. Es war trotzdem ein tolles Jahr“, erinnert er sich.
Ein besonderer Tag in seinem Leben war außerdem der 25. Juni 2016. An diesem Datum wurde er im damaligen First Niagara Center in Buffalo von den New York Rangers in der sechsten Runde an Position 171 gedraftet. Fontaine war mit seinen Eltern vor Ort. „Als ich meinen Namen hörte, hatte ich eine Art Blackout. Ich erinnere mich nicht mehr an alles, aber es war unglaublich“, so Fontaine mit einem Lachen über den wohl emotionalsten Moment für jeden Nachwuchsspieler.
Eine besondere Ehre – auch ohne NHL-Spiel
Einen Einsatz in der NHL bekam er in den Jahren danach allerdings nicht, wurde stattdessen in der AHL eingesetzt. Aus seiner Sicht verlief die Zeit nach dem Draft unglücklich. „Als junger Spieler wartest du auf deine Chance. Und als mein Fenster aufging, habe ich mich zwei Jahre in Folge verletzt. Es war einfach Pech“, meinte er. Immerhin durfte er für die Rangers in ein paar Testspielen im legendären Madison Square Garden auflaufen – vor den Augen seiner Familie. Fontaine schwärmt: „Es war zwar nur in der Vorbereitung, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung, dieses Trikot zu tragen. Die Geschichte und Kultur der Rangers sind einmalig.“
Ein Idol in der Familie
Doch auch die Montreal Canadiens, sein favorisiertes NHL-Team, gehören zu den ruhmreichsten Vereinen der Welt. Dass Fontaine mit den „Habs“ mitfiebert, ist kein Wunder. Schließlich ist er in Montreal (Quebec) geboren und aufgewachsen. Und so, wie könnte es anders sein, verliebte er sich als jüngstes von drei Kindern schon früh in unsere Sportart. „Ich habe noch einen älteren Bruder und eine ältere Schwester. Mein Bruder hat auch Eishockey gespielt. Als ich jünger war, wollte ich wie er sein. Er war mein erstes Vorbild“, erzählt Fontaine. „Mein Vater hat in unserem Garten hinter dem Haus eine Eisfläche gebaut, so bin ich den Fußspuren meines Bruders gefolgt. Und so bin ich auch zum Eishockey gekommen.“
Richtig überwältigt war Fontaine, als er sein erstes NHL-Spiel live sah. „Dieses Niveau, diese Geschwindigkeit und einfach zu sehen, wie sie schießen“, zählt er auf. Damals besonders im Fokus: Montreals legendärer finnischer Kapitän Saku Koivu, der die Canadiens von 1999 bis 2009 als erster Europäer anführte. „Er war der beste Spieler dort und hatte einen besonderen Stellenwert“, so Fontaine.

Europa-Wechsel zahlt sich aus
Der jetzige Münchner hat weiterhin einen großen Bezug zu seiner Heimat. 2022 jedoch entschied er sich, seine Zelte in Übersee abzubrechen und nach Europa zu kommen. Die Wahl fiel auf Lukko Rauma in Finnland. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen ist. „Ich war davor kein großer Fan von Europa“, gesteht er. „Ich war sehr eng mit meiner Familie verbunden und dachte, dass ich für immer in Nordamerika bleiben würde.“
Seine Verletzungen führten jedoch zu einem Umdenken und veranlassten ihn dazu, einen neuen Karriereweg einschlagen zu wollen. Einer seiner besten Freunde aus der Heimat spielte damals in Rauma und so kam der Wechsel zustande. Es war der richtige Schritt. „Natürlich musste ich mich an die größere Eisfläche anpassen und auch das Eishockey in Finnland ist anders. Mit der Zeit habe ich angefangen, es zu lieben - und jetzt will ich so lange wie möglich in Europa bleiben“, zeigt sich Fontaine begeistert.
Auch vom spielerischen Niveau der einzelnen Ligen ist er angetan bzw. sogar überrascht. „Ich dachte, dass es etwas einfacher ist, hier Eishockey zu spielen“, gibt er zu. „Ich hatte das Glück, die letzten drei Jahre in der Champions League zu spielen. Und so habe ich schnell realisiert, dass jede Liga in Europa wirklich gut ist.“ Das trifft natürlich auch auf die PENNY DEL zu.
Vorfreude auf England und die Wiesn
Auch abseits vom Eis hat Fontaine in den letzten drei Jahren schon viel gesehen. Unter anderem war er in Italien, Spanien, Schweden, Österreich und der Schweiz. Und auch sein nächstes Ziel steht bereits fest. „In meinen nächsten beiden Pausen will ich nach England. Ich bin ein großer Golfer und würde dort gerne auf den alten Kursen spielen.“ Aber auch die Alpen möchte er gerne besuchen.
Ein Wiesn-Besuch ist zwar eher weniger Urlaub, fühlt sich aber trotzdem wie eine kleine Auszeit an. Im letzten Jahr feierte er mit Berlin schon seine Premiere auf dem Oktoberfest. Sein Ersteindruck? „Es war wie eine große Party und ich habe es genossen.“ In ein paar Wochen schaut er mit den Red Bulls wieder vorbei. Und dann auch in stilechter Tracht unseres Partners Angermaier. „Ich freue mich schon darauf. Schließlich gibt es einen Grund, warum dort Leute aus aller Welt zusammenkommen.“ Vielleicht trifft er dann auch Menschen aus seiner Heimat, denn auch Kanadier lieben das größte Volksfest der Welt.

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